Die Kosten der Schweizer Agrarpolitik betragen rund 20 Milliarden Franken pro Jahr – mehr als fünfmal so viel wie offiziell ausgewiesen. Steuerzahler und Konsumenten tragen dabei die Hauptlast, Umwelt und Unternehmen den Rest, so eine am Freitag veröffentlichte Studie der Denkfabrik Avenir Suisse. Der Schweizer Bauernverband reagiert mit einer Pressemitteilung, die mehr über ihn selbst als über die Studie aussagt. Es wimmelt darin von abschätzigen Bemerkungen: «absurd», «unsinnig», «peinlich», «abstrus», «reine Zahlenakrobatik», «komplett unrealistisch». Die Studie zeige, dass «die unnötige Denkfabrik nicht mal so weit denken kann wie jeder Erstklässler».
Was hat Avenir Suisse verbrochen? Sie versucht, dem Bürger transparent zu machen, was ihn die Abschottung und die Regulierung der Landwirtschaft wirklich kosten. Dazu gehören eben nicht nur die 3,7 Milliarden Franken an direkten Subventionen, sondern auch unzählige versteckte Belastungen, Kosten für den Grenzschutz, Nachteile für die Exportwirtschaft und Umweltschäden. Davon profitieren oft nicht die Bauern, sondern vor- und nachgelagerte Unternehmen, allen voran der Agrarkonzern Fenaco und die Detailhändler Migros und Coop. Ein «Privilegienregister» mit über 100 Positionen zeigt online den Wildwuchs in der Agrarpolitik.
Natürlich kann man über die Berechnungen streiten, aber die 20 Milliarden kommen der Realität sicher näher als die offiziellen 3,7. Gegenüber dem Bundesrat betrieb der Bauernverband Anfang Jahr Gesprächsverweigerung. Jetzt wischt er eine fundierte Analyse mit abschätzigen Bemerkungen beiseite. Was Stärke markieren soll, verrät Überheblichkeit.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 9. September 2018