Banken

So schnell schwindet das Geld beim Wechseln

Warnung: Dieser Beitrag kann die Vorfreude auf Ihre nächste Reise gefährden. Wer sich hierzulande mit ein paar Banknoten für das Ferienland ausrüsten will, ärgert sich über schlechte Wechselkurse und saftige Gebühren. Zwar gibt es Unterschiede zwischen den Anbietern, aber sie sind nicht gross. Das günstigste Angebot wechselt je nach Tag und Währung. Wer nicht bei der Hausbank wechselt, zahlt zudem oft eine Fixgebühr von 5 Franken. Die Spanne von An- und Verkaufspreis zum Devisenmittelkurs beträgt beim Euro um die 5, beim Dollar um die 8 und beim britischen Pfund über 10 Prozent, bei seltener gehandelten Währungen wie dem brasilianischen Real über 25 und beim ägyptischen Pfund gar über 50 Prozent.

Den Banken entstehen Kosten durch Beschaffung, Transport, Vorratshaltung und die Absicherung gegen Wertveränderungen. Trotzdem erscheinen die Margen hoch. Würde man sein Geld hin und her wechseln, wäre man es schnell los. Wie schnell, zeigt ein kleines Rechenbeispiel (aufgrund der Notenkurse der UBS vom 28. Juli): 100 Franken könnte man 87-mal in Euro und zurücktauschen, danach sind nur noch Rappenbeträge übrig. Beim Dollar ist nach 59 Wechseln Feierabend, beim Pfund nach 38 und beim brasilianischen Real nach 18-mal. Beim ägyptischen Pfund bleibt von 100 Franken schon nach achtmaligem Wechseln nur 1 Franken übrig.

Unter dem Bankenkartell, das bis Ende 1991 die Notenkurse festlegte, war die Spanne zwischen An- und Verkauf viel tiefer. Das britische Pfund beispielsweise hätte man damals mehr als doppelt so oft hin und her wechseln können, bis die Bank die 100 Franken eingesackt hätte. Offenbar spielt der Wettbewerb nicht.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 6. August 2017

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Gefangen in der Einheitswährung

18.7.2016 / Armin Müller

Und wieder wanken in Europa die Banken. Die Aktien von Unicredit, Deutsche Bank, BNP Paribas, Santander oder Credit Suisse haben in den letzten Wochen massiv an Wert verloren. Knapp acht Jahre nach Lehman Brothers haben manche der europäischen Grossbanken noch immer zu wenig Kapital. In Italien wird der Staat für die Rettung aufkommen müssen. Die faulen Kredite in den Bankbilanzen sind schon lange bekannt. Die italienische Regierung und die Behörden der Eurozone haben die Sanierung hinausgezögert bis zum Gehtnichtmehr.

Die neue Bankenkrise ist aber nicht nur die Folge von Managementfehlern und politischer Nachlässigkeit. Wenn die Wirtschaft nicht wächst, können angeschlagene Banken nicht gesunden. Die italienische Wirtschaft hat sich von den zwei schweren Rezessionen seit 2008 nicht erholt. Die Arbeitsproduktivität sinkt, das Bruttoinlandprodukt pro Kopf ist heute tiefer als 2008.

Das Land kann seine Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr über eine Abwertung der Währung verbessern, sondern nur über sinkende Löhne. Wie Griechenland bleibt auch die drittgrösste Volkswirtschaft der Eurozone in der Einheitswährung gefangen. Wie der liberale Soziologe Ralf Dahrendorf 1995 gewarnt hat, begeben sich schwache Länder in einer Währungsunion auf die Stufe einer Kolonie. Das Schicksal der Regierung Renzi wird in Brüssel, Berlin und Paris entschieden, nicht in Rom.

Die Eurozone leidet weiter an ihrem Geburtsfehler. Eine Währungsunion kann nicht funktionieren ohne starke Koordinierung der Steuer-, Finanz- und Haushaltspolitik ihrer Mitgliedsländer. Doch spätestens der Brexit hat klargemacht, dass eine weitere Integration mit den Bürgern nicht mehr zu machen ist.

«Scheitert der Euro, dann scheitert Europa», erklärte die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel vor sechs Jahren. Was für eine Fehleinschätzung. Europa scheitert am Euro.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 17. Juli 2016