Happy Birthday, Bitcoin!

Am Mittwoch wurde die Kryptowährung Bitcoin zehn Jahre alt. Ihr Marktwert beträgt 110 Milliarden Dollar. Nicht schlecht für einen Jungspund. Trotzdem hat er seine Ziele verfehlt, die Hoffnungen enttäuscht. Bitcoin sollten sicher und wertbeständig sein, weil sie nicht von Zentralbanken entwertet werden können. Sie sollten Anonymität gewähren und Zahlungen billiger machen, indem sie die Banken als teure Zwischenhändler ausschalten. Sie sollten das Geldsystem demokratischer machen, indem sie es der staatlichen Kontrolle entziehen. Algorithmen sollten das Vertrauen in Institutionen ersetzen.

Das Angebot an Bitcoin ist begrenzt, Inflation kann es nicht geben. Aber das schafft ein neues Problem: Bitcoin werden zum Spekulationsobjekt, ihr Wert schwankt extrem. Das macht sie riskant als Wertaufbewahrungsmittel und unbrauchbar als Zahlungsmittel. Bitcoin werden deshalb kaum für Käufe genutzt, fast jede zweite Transaktion hängt mit illegalen Aktivitäten zusammen. Zwar bieten Bitcoin mehr Schutz der Privatsphäre als andere Zahlungssysteme, aber die Anonymität ist begrenzt. Geldtransfers mit Bitcoin sind langsam und aufwendig. Die Kosten für die Systemsicherheit und die Transfergebühren sind so hoch, dass sie Kleinzahlungen praktisch verunmöglichen. Für technisch weniger Versierte sind die Risiken im Umgang mit Kryptowährungen weit gravierender als bei herkömmlichem Geld. Hackerangriffe sind alltäglich, Manipulationen möglich.

Kryptowährungen sind eine interessante Innovation, aber sie können staatliches Geld nicht ersetzen. Sie beruhen auf einer eleganten Technologie, aber auf eine wirklich nützliche Anwendung warten wir noch.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 4. November 2018

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