Wir essen im Schnitt 177 Eier pro Jahr, also fast jeden zweiten Tag eines. Gut sechzig Prozent stammen von Schweizer Hühnern, die im vergangenen Jahr 923 Millionen Eier legten – ein Rekord. An Ostern steigt der Verbrauch markant. Jetzt sind die meisten der schön gefärbten Eier «getütscht» und verspeist. Die meisten Konsumenten werden wohl für eine Weile etwas schneller am Eierregal vorbeigehen.
Doch die Hühner legen munter weiter. Unternehmer erhöhen die Preise, wenn die Nachfrage steigt, und sie senken sie, wenn sie ein Überangebot loswerden müssen. Doch in der Schweizer Landwirtschaft gelten eigene Regeln. Da ruft jede Überproduktion sogleich nach einer Subvention. Gemäss eidgenössischer «Eierverordnung» treffen sich deshalb alljährlich um Ostern herum die Eierproduzenten, -verarbeiter und -händler beim Bundesamt für Landwirtschaft und machen unter sich aus, wie das Geld aus dem Kredit verteilt werden soll, den das Parlament bewilligt hat. Man wird sich schnell einig, denn die einzigen, die nicht am Tisch sitzen, sind jene, die die Zeche zahlen müssen.
2017 waren es 1,9 Millionen Franken, in diesem Jahr hat man auf 2 Millionen aufgerundet. Damit zahlt der Bund in einer sogenannten Aufschlagaktion für jedes aufgeschlagene Ei 9 Rappen an die Nahrungsmittelindustrie, die Eiweiss und Eigelb getrennt zu verschiedenen Eierprodukten verarbeitet. In einer Verbilligungsaktion zahlt der Bund ausserdem 5 Rappen pro Ei an die Händler, die die Eier zum Aktionspreis verkaufen. Vom Verkaufspreis eines Eis bleibt dem Produzenten etwa ein Drittel bis die Hälfte, dem Detailhandel der Rest.
So wird Überproduktion belohnt, und die Rechnung geht für alle auf – ausser für die Steuerzahler. Wenn Sie also vom 8. Juni bis 28. Juli und vom 31. August bis 29. September Schweizer Eier mit 5 Rappen Rabatt kaufen, freuen Sie sich nicht zu sehr. Sie haben die «Aktion» mit Ihren Steuern selbst finanziert.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 8. April 2018