Venezuela macht Werbung für den Petro, eine Kryptowährung, mit der sich der bankrotte südamerikanische Staat Devisen beschaffen will. Am Dienstag startete der Vorverkauf. Präsident Nicolás Maduro behauptet, es sei mehr als eine Milliarde Dollar eingegangen. Der Petro soll an den Wert von einem Fass Erdöl gekoppelt sein und etwa 60 Dollar betragen. Da die Landeswährung Bolivar durch die Hyperinflation praktisch wertlos wurde, wäre eine stabile Währung attraktiv.
Doch die Informationen der Regierung sind widersprüchlich und unvollständig. Wer den Petro kauft, erwirbt offensichtlich keinerlei Anspruch auf Öl. Er kann ihn bloss zu einem von der Regierung manipulierten Kurs gegen Bolivar tauschen und damit Steuern zahlen. Der Petro stellt also lediglich eine Staatsschuld dar, die mit noch nicht geförderten Ölvorräten besichert wird. Das ist niemals 60 Dollar pro Fass wert, erst recht nicht bei einem Schuldner mit einer so miesen Zahlungsmoral wie Venezuela. Petros kaufen kann man nur mit Dollars, Euros oder Kryptowährungen – doch Venezolanern ist der Kauf von Fremdwährungen verboten. Auch Ausländer sollten die Finger davon lassen. Die USA haben bereits gewarnt, Petros könnten als Umgehung der Sanktionen angesehen werden.
Zum Glück für unvorsichtige Anleger funktioniert die Petro-Website nicht richtig. Die behaupteten Einnahmen sind erfunden oder manipuliert. Hugo Chávez und sein Nachfolger Maduro haben Venezuela mit ihrem «Sozialismus des 21. Jahrhunderts» ruiniert. Der Hype um Kryptowährungen bietet Maduro eine letzte Chance, zu Geld zu kommen. Denn Staatsanleihen kauft ihm längst niemand mehr ab. Am Donnerstag kündigte er auch noch einen «Petro Gold» an. Wohl in Anlehnung an Bertolt Brecht («Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?»): Was ist eine Staatsanleihe gegen die Ausgabe einer Kryptowährung?
Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 25. Februar 2018