«Pestizide in den meisten Lebensmitteln», meldet das Konsumentenmagazin «Saldo». Die «NZZ am Sonntag» schreibt, «fast 80 Prozent der Lebensmittel» wiesen Pestizidrückstände auf und bei «knapp 10 Prozent» sei die Konzentration höher als gesetzlich erlaubt. «4 Prozent des Gemüses enthalten gefährlich viel Gift», meldet der «Tages-Anzeiger».
Vergiften uns die Bauern? Natürlich nicht. Die Panikmache stützt sich zwar auf die amtlichen Kontrolleure. Aber diese trifft keine Schuld. Nicht weniger als viermal betonen sie in ihrem jüngsten Bericht (PDF), ihre Daten dürften genau so nicht interpretiert werden. «Saldo» und die «NZZ am Sonntag» unterschlagen die entscheidende Einschränkung, der «Tages-Anzeiger» erwähnt sie immerhin. Denn die Stichprobe der Kontrolleure ist nicht zufällig. In gewissen Fällen werden die Produkte per Schnellmethode geprüft und nur die positiv getesteten Proben ins Labor geschickt. In vielen Fällen beruht die Auswahl auf Verdachtsmomenten. So werden bei Gemüse vor allem Importe aus China, Thailand und Vietnam getestet – sie machen nur 0,8 Prozent des Schweizer Marktvolumens aus. Jedem Statistikanfänger ist klar, dass solche Quoten niemals auf alle Lebensmittel hochgerechnet werden dürfen. Nur Panikmacher können auf die Idee kommen, den Anteil der Kriminellen aufgrund einer Stichprobe im Untersuchungsgefängnis auf die Gesamtbevölkerung hochzurechnen.
Noch nie in der Geschichte war die Lebensmittelsicherheit hierzulande höher. Und noch nie gab es so viele Alarmisten, die mit der Angst der Leute spielen. Sie verschweigen, dass Pestizide auch gegen Pilzbefall eingesetzt werden, um die Menschen vor wirklich gefährlichen Schimmelpilzgiften zu schützen, und dass die Rückstände mit ganz wenigen Ausnahmen in völlig unbedenklichen Mengen vorkommen. Viel realer ist das gesundheitliche Risiko, wenn die Leute wegen der Panikmache auf den Konsum von Gemüse verzichten.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 26. November 2017