Bargeldlos zahlen ist ein Megatrend. Der Umsatzanteil von elektronischen Zahlungsmitteln, Kredit- und Debitkarten, wächst rasant. Trotzdem sind Banknoten beliebt wie nie. Weltweit nahm der Bargeldumlauf in den letzten 15 Jahren stark zu, wie eine Untersuchung der österreichischen Ökonomen Clemens Jobst und Helmut Stix zeigt.
Der seit 1945 anhaltende Trend weg vom Bargeld hat sich umgekehrt. Nur während der grossen Depression in den 1930er-Jahren war die Bargeldzunahme ähnlich steil wie heute. Der durchschnittliche Bargeldbestand beträgt in den USA 4000 Dollar pro Kopf, ähnlich wie in der Eurozone. Mit umgerechnet 9000 Dollar steht die Schweiz unangefochten an der Spitze.
Die steigende Nachfrage nach Bargeld konzentriert sich in der Schweiz auf den Tausender, die wertvollste international gängige Banknote der Welt. In nur zehn Jahren hat die Nationalbank deren Zahl auf über 47 Millionen Stück mehr als verdoppelt. Wegen der tiefen Zinsen und der zunehmenden Unsicherheit ist der Tausender erste Wahl für reiche Ausländer – und für Steuerhinterzieher und Kriminelle.
Der Druck, ihn abzuschaffen, wird zunehmen. Weil die Stückelungen bis 100 Franken für Transaktionen ausreichen und die Frankenhortung die Geldpolitik der Nationalbank erschwert, spricht wenig für ihn. Die Nationalbank hat jetzt erstmals eine Umfrage zu den Gewohnheiten bei der Zahlungsmittelnutzung in Auftrag gegeben.
Berechtigte Kritik am Tausender sollte aber kein Argument für die Abschaffung des Bargelds sein. Dessen Beliebtheit spiegelt die Bedürfnisse der Bürger. Sie sollen weiterhin frei entscheiden, ob sie elektronisch oder mit Bargeld zahlen.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 20. August 2017