Die Nationalbank kaufte im Mai kräftig Devisen

Obwohl die Unsicherheit nach den französischen Wahlen gesunken ist, stützen die Währungshüter den Franken

Am Donnerstag stellt das Direktorium der Schweizerischen Nationalbank unter Leitung von Thomas Jordan in Bern seine vierteljährliche geldpolitische Lagebeurteilung vor. Belässt sie den Negativzins bei -0,75 Prozent? Hält sie den Franken weiterhin für «deutlich überbewertet» und kauft sie weiter Devisen, um den Franken zu schwächen?

Im Mai scheint die Nationalbank jedenfalls noch kräftig zugekauft zu haben, schätzungsweise in der Grössenordnung von 10 Milliarden Franken. Zum Umfang ihrer Interventionen gibt sie zwar nichts bekannt. Einen Hinweis gibt jedoch das Wachstum der Sichtguthaben, welche die inländischen Geschäftsbanken bei der Nationalbank halten. Denn sobald sie Fremdwährungen kauft, schreibt sie den Gegenwert in Franken auf dem Girokonto der jeweiligen Bank gut. Diese Sichtguthaben sind im Mai um rund 10 Milliarden gestiegen.

Das ist etwa gleich viel wie in den ersten vier Monaten des Jahres zusammengenommen. Das überrascht, denn mit der Wahl von Emmanuel Macron zum französischen Präsidenten scheint das Vertrauen der Märkte in den Euro zurückgekehrt zu sein. Seit dem 23. April, als sich im ersten Wahlgang die Niederlage von Marine Le Pen abzeichnete, sank der Eurokurs nicht mehr unter 1.08 Franken. Der Franken steht nicht mehr im Zentrum der Sicherheit suchenden Anleger.

Trotzdem kauft die Nationalbank weiterhin kräftig Devisen, um den Franken zu schwächen. Die Devisenanlagen in der Bilanz der Nationalbank wachsen ungebremst weiter. Ende April erreichten sie bereits 730 Milliarden Franken. Das ist mehr als das Schweizer Bruttoinlandprodukt.

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Quelle: SNB

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 4. Juni 2017

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