Ein Werkzeug gegen Ignoranz in Finanzfragen

Selbst im Land des Geldes und der Banken ist das Finanzwissen löchrig wie ein Emmentaler Käse. Nur die Hälfte der Befragten konnte drei sehr einfache Fragen zu Zinsen, Inflation und Risikodiversifikation richtig beantworten, wie eine Untersuchung der Uni St. Gallen ergab. In einem anderen Test des Finanzwissens belegte die Schweiz unter 144 Ländern den 15. Rang. Nur 57 Prozent beantworteten fünf einfache Fragen richtig. Trotz Informationskampagnen gegen Jugendverschuldung wissen die Jungen nicht besser Bescheid, wie eine dritte Studie unter Berufsschülern zeigt. Weniger als ein Drittel der Befragten versteht zum Beispiel das Konzept des Zinseszinses.

Geld ist nicht alles. Aber der ungeschickte Umgang damit führt viele ins Unglück. Wem Grundkenntnisse über Sparen, Kredit oder Geldanlage fehlen, der hat es schwer im Leben. In unserer sich rasch verändernden Welt ist finanzielle Ignoranz gefährlich. Von den Schulen ist wenig zu erwarten. Die Schweiz macht beim Pisa-Test zum Finanzwissen erst gar nicht mit (hier der Beschluss der Erziehungsdirektorenkonferenz, PDF). Mit dem neuen Lehrplan 21 wird es sicher nicht besser. Die Verbreitung von Finanzwissen wäre eigentlich eine Bringschuld der Finanzindustrie. Aber auch da tut sich wenig.

In die grosse Lücke stösst das Internet-Start-up Fintool.ch, ein videobasiertes Lernportal für Finanz-, Anlage- und Wirtschaftsfragen für Jedermann. Der Basler Finanzmarktprofessor Erwin Heri und seine Kollegen produzieren zweimal pro Woche ein drei- bis fünfminütiges Kurzvideo. Sie beantworten darin die wichtigsten Finanzfragen und erklären den richtigen Umgang mit Geld. Rund 250 Videos sind es mittlerweile – lehrreich, verständlich, unabhängig von der Finanzindustrie und erst noch gratis. Eine Smartphone-App gibt es auch.

Im neuesten Video «Raucher oder Millionär» fragt Heri, wie schnell man Millionär wird, wenn man das Geld in einen Aktienfonds steckt, statt ein Paket Zigaretten pro Tag zu rauchen. Und zeigt so auf einleuchtende und witzige Weise die Macht des Zinseszins-Effekts.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der Sonntagszeitung vom 5. März 2017

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