Sollen doch die Roboter Steuern zahlen

Roboter nehmen uns die Arbeit weg. Xavier Oberson, Professor für Steuerrecht an der Universität Genf, fordert deshalb eine Robotersteuer. Der BMW-Betriebsratschef schlägt eine Digitalisierungssteuer vor für Unternehmen, die Arbeitskräfte durch Computer ersetzen. Und die österreichischen Sozialdemokraten möchten eine Maschinensteuer, um die Steuerlast von der Arbeit zum Kapital zu verschieben. Was auf den ersten Blick clever aussieht, ist ökonomisch und steuerpolitisch wenig durchdacht.

Die Befürchtung, dass uns die Arbeit ausgehen könnte, erwies sich in der Vergangenheit regelmässig als unbegründet. Der technische Fortschritt brachte nicht Elend, sondern Wohlstand für alle. Es ist auch nicht klar, dass wegen des Einsatzes von Robotern die Kapitalerträge auf Kosten der Löhne steigen. Trotz intensiver Automatisierung blieb die Lohnquote – der Anteil der Löhne am Volkseinkommen – in der Schweiz stabil.

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Sollten aber die Kapitalerträge dank Robotern tatsächlich steigen, dann erhöhen sich auch die Gewinnsteuereinnahmen. Dafür braucht es keine neue Steuer, die sehr viel schwieriger zu erheben wäre.

Belastet man das Kapital mit einer Robotersteuer, sinkt die Produktivität der eingesetzten Arbeit. Unser Wohlstand beruht aber auf einer hohen Produktivität – der Fähigkeit, möglichst viel Wert mit möglichst wenig Arbeitseinsatz zu schaffen. Deshalb haben wir die höchsten Löhne der Welt. Eine Robotersteuer bremst durch die Erhöhung der Kapitalkosten den technischen Fortschritt, beeinträchtigt die Produktivität und dämpft den Lohnanstieg.

Hinter der Robotersteuer steckt ein ökonomischer Irrtum, der auch im Streit um die Unternehmenssteuerreform wuchert. Zwar zahlen Unternehmen die Steuer, aber letztlich tragen müssen sie natürliche Personen: Aktionäre über tiefere Ausschüttungen, Kunden über höhere Preise und Arbeitnehmer über tiefere Löhne. Weil aber das Kapital mobil ist und die Preise im Wettbewerb kaum erhöht werden können, schultern Arbeitnehmer die Hauptlast.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 5. Februar 2017

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