Sweatshops sind schlecht. Multinationale Konzerne, die in Entwicklungsländern Kleider, Schuhe und vieles mehr produzieren lassen, verhelfen den Menschen nicht aus der Armut, sondern sie beuten sie mit Tiefstlöhnen und schlechten Arbeitsbedingungen nur aus. So sehen das globalisierungskritische Organisationen.
Sweatshops sind gut. Die Löhne in diesen Fabriken liegen meist über dem Landesdurchschnitt. Das zusätzliche Jobangebot erhöht den Lebensstandard und fördert die Entwicklung des Landes. Ökonomen wie Paul Krugman argumentieren deshalb, arme Länder bräuchten nicht weniger, sondern mehr Sweatshops.
Der Streit ist alt. In einer soeben veröffentlichten Studie wählten die Ökonomen Chris Blattmann von der Universität Chicago und Stefan Dercon von Oxford einen neuen Weg, um die Frage zu klären, was solche Jobs den betroffenen Arbeiterinnen bringen. In einem Experiment mit fünf Unternehmen in Äthiopien stellten sie zufällig ausgewählte Arbeiter ein und untersuchten die Wirkungen auf deren Einkommen und Gesundheit. Eine zweite Gruppe erhielt ein kleines Startkapital und einen fünftägigen Jungunternehmerkurs. Eine dritte Kontrollgruppe erhielt nichts.
Das Resultat nach einem Jahr: Die Leute mochten die Fabrikarbeit nicht und sprangen ab, sobald sie konnten. Ihre Gesundheit litt spürbar, vor allem wegen Chemikalien und Rauch. Die Fabrikjobs erhöhten das Einkommen gegenüber der Kontrollgruppe kaum, die Starthilfe zur Selbstständigkeit dagegen stark. Nur die Schlechtestqualifizierten, die keine Alternative hatten, erhielten in der Fabrik höhere Löhne.
Globalisierung ist nicht einfach gut oder schlecht. Obwohl für die Mehrheit der Arbeiter unattraktiv, brauche Afrika nicht weniger Sweatshops, folgern die Forscher. Aber man müsse ernsthafter über gesundheitliche Regulierung nachdenken.