Mit Köpfchen gegen Hacker

10.7.2016 / Armin Müller

«Wir stehen unter Angriff», sagte Generalstabsoberst Gérald Vernez kürzlich einem Reporter dieser Zeitung. Der für die Cyber-Kriegsführung der Armee Verantwortliche sieht grosse Gefahren in der Cyberkriminalität auf uns zukommen. Er plädiert deshalb dafür, dass Cyberspezialisten des Bundes zum Gegenangriff übergehen. Die Verfolgung von meist aus dem Ausland agierenden Internetkriminellen ist extrem schwierig. Nun erhält Vernez Sukkurs aus der Wissenschaft.

Passwörter, Benutzernamen, Kreditkartendaten oder Sozialversicherungsnummern verkaufen die Hacker üblicherweise auf Untergrund-Onlineplattformen an andere Kriminelle weiter. Die Käufer nutzen die gestohlenen Daten für Einkäufe, Geldüberweisungen und Erpressungen. Dass sich das lohnt, zeigen Untersuchungen von Thomas Holt, ausserordentlicher Professor für Strafjustiz an der Michigan State University. In 320 untersuchten Transaktionen kassierten die Verkäufer zwischen 1 und 2 Millionen Dollar. In 141 davon ergaunerten sich die Käufer mit den Daten zwischen 1,7 und 3,4 Millionen Dollar, wie Holt auf der Wissenschaftsplattform «The Conversation» ausführt. Kein Wunder, häufen sich Hackerangriffe weltweit.

Die Marktplätze für Cyberkriminelle funktionieren ähnlich wie Amazon oder Ebay. Nach Abschluss des Geschäfts bewerten sich die Parteien gegenseitig. So vermindern sie das Risiko, hereingelegt zu werden. Zur Polizei gehen können sie schliesslich nicht. Weil die traditionelle Strafverfolgung bei Hackern rasch an Grenzen stösst, empfiehlt Holt, die Gauner mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Käufer und Verkäufer sollten mit falschen positiven und negativen Bewertungen überflutet werden, sodass sie nicht mehr wissen, wem sie trauen können.

Generalstabsoberst Vernez, übernehmen Sie!

Dieser Beitrag erschien zuerst in der SonntagsZeitung vom 10. Juli 2016

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