16.5.2016 / Armin Müller

Quelle: EZV
Die Schweizer Zollstatistik erregt derzeit weltweit Aufsehen. Knapp 60 Tonnen Gold im Wert von 2,2 Milliarden Franken exportierte Venezuela allein in den ersten drei Monaten des Jahres in die Schweiz. Das ist zweieinhalb mal so viel wie im ganzen letzten Jahr und fünfmal so viel wie 2014. Das Gold stammt von der venezolanischen Zentralbank. Das Land steht vor dem Staatsbankrott und braucht Devisen, um Importe zu finanzieren und Schulden zu begleichen. In Caracas lässt sich das Gold aber nicht verflüssigen, da dessen Reinheit nicht garantiert ist und es nicht als Pfand akzeptiert wird, solange es in der Verfügungsgewalt der Regierung steht. Deshalb wird es in Schweizer Goldschmelzen umgegossen.
Die Landeswährung wurde 2008 in Bolivar fuerte (stark) umgetauft. Aber selbst die grösste Banknote reicht nicht mal mehr für ein Bier an der Bar. Toilettenpapier, Medikamente – es fehlt an allem. Gegen die Stromknappheit empfiehlt der Präsident, Frauen sollten aufs Haareföhnen verzichten. Nun werden sogar die Banknoten knapp. Die Zentralbank bestellte im letzten Jahr 15 Milliarden neue Scheine. Doch die Lieferungen verzögern sich, weil die ausländischen Notendrucker nicht rechtzeitig bezahlt wurden. Unabhängige Experten schätzen die Inflation auf 290 Prozent. Die Preise verdoppeln sich also alle drei Monate. Mit Enteignungen, staatlichen Vorgaben und rigiden Preiskontrollen verursacht die Regierung die Knappheit, die sie zu bekämpfen vorgibt.
Hyperinflation ist in der Regel eine Begleiterscheinung von Krieg und Staatskollaps, wie die Geschichte zeigt. Aber nach Zimbabwe liefert Venezuela ein neues Beispiel dafür, dass auch verantwortungslose Regierungen Hyperinflation erzeugen können. Hugo Chávez und sein Nachfolger Nicolás Maduro haben Venezuela mit ihrem «Sozialismus des 21. Jahrhunderts» ruiniert. Das Land mit den weltweit grössten Erdölvorkommen hat in wenigen Jahren die Hälfte seiner Goldreserven verscherbelt. Den Venezolanern bleibt nur schwarzer Humor: Womit machten die Sozialisten Licht, bevor sie Kerzen hatten? Antwort: mit Elektrizität.